Drei Mal Greifenberg…

Morgens um acht waren wir mit unserer guten Seele Frau Galewski verabredet. Klingt gut – wäre nicht das Tor vom Campingplatz noch fest verschlossen gewesen!

Zum Glück konnten wir jemanden erreichen und kamen nur 15 Minuten zu spät.

Frau Galewski wollte uns auf dem Greifenberger Standesamt behilflich sein, um dort Urkundenkopien zu bekommen.

Ausgestattet mit langen Listen für uns und einen Bekannten ging es ins Amt. Etwas ernüchtert waren wir dann schon. Für die Geburt meines Opa sind die relevanten Akten verschollen. Alle Daten nach 1935 waren zu jung und müssen in den kleinen Orten selbst abgefragt werden.

So blieb für mich nur noch die Heirat der Urgrosseltern auf die ich hoffen darf.

Für den Bekannten sucht sie die Urkunden, allerdings war auch dort ein Datum zu jung und eines zu alt.

Für die Sterbeurkunden des Urgroßvaters STARK, die der UrUrGrossmutter Ruhnke sowie des UrUrgrossvater LAMBRECHT wurden wir an das Standesamt in Karnitz empfohlen.

Die Dame in Greifenberg war wirklich sehr nett und bemüht!

Frau Galewski hatte noch etwas Zeit mit uns nach Karnitz zu fahren. Alleine wären wir dort auch nicht zurecht gekommen!

Das Büro in Karnitz hatte etwa 9 Quadratmeter, und es saßen dort zwei Beamtinnen. Diese waren von den Besuchern durch einen massiven, hohen Tresen getrennt. Das heißt für die Besucher: man muss mindestens 1,65 Meter groß sein, um über den Tresen schauen zu können. Die Leibesfülle sollte jedoch 110 cm Hüftumfang keinesfalls überschreiten, sonst passt man nicht zwischen Tresen und Wand.

Wir haben uns zu dritt in den Spalt gezwängt.

Es folgte die obligatorische Ausweiskontrolle. Was recht lustig war, da die Beamtin denAusweis  mehrfach drehte, und mit den Angaben offenbar rein gar nichts anfangen konnte. Mit kritischem Blick bekam ich den Ausweis zurück.

Zunächst wurde das Anliegen vorgetragen, dann begann heftiges Blättern beider Beamtinnen in alten Büchern. Was mich wunderte, denn niemand hatte nach einem Namen gefragt. 

Nach etwa fünf Minuten fragte man dann den Namen  doch ab – man hatte bislang nur geschaut, ob überhaupt deutsch klingende Namen dabei wären. Trotzdem blieb es bei dem Ergebnis: kein Fund!

Sodann kam die Dame aber in Fahrt und hat in Rewal, in Schwirsen, in Treptow und bei der örtlichen Friedhofsverwaltung angerufen.

In Treptow solle es eine 1947 verstorbene Berta Stark geben. Passt nicht wirklich zu den Meinen, aber ich werde wohl trotzdem mal hinfahren!

Leider hat die Fahrt nach Karnitz uns also nicht weiter gebracht und so ging es zurück nach Treptow, Frau Galewski zu ihrem nächsten Termin pünktlich bringen.

Danach kam uns die glorreiche Idee, in Greifenberg für den Bekannten die Bilder von seinem vermutlichen Elternhaus zu machen. Die Beschreibung der Straße passte aber leider nicht zur Ortslage. Schade!

Nebenan war aber ein großer Supermarkt und einkaufen mussten wir sowieso…

Auf dem Rückweg ging es nach Rensekow. Direkt an der Ortseinfahrt befindet sich in einem Wäldchen ein alter Friedhof.

  

Von der Straße kaum zu erkennen

Die eigentliche alte Pforte befindet sich auf der Rückseite des Geländes. 

  
Die Steine im Friedhof sind bis auf wenige Stücke umgeworfen und beschädigt. Die Granitplatten der großen Grabsteine wurden abgeschlagen.

Nur von einem Stein könnte ich Fragmente finden und zusammen setzen und ein anderer war teilweise erhalten:

   
 
Der Rest sah so aus:

   
    
 
Aber es hatte in der letzten Zeit jemand das Gras gestutzt und etwas sauber gemacht.

  
Auf dem Friedhof befindet sich – ziemlich gut erhalten – ein Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges des Ortes und der zugehörigen Gemeinden.

   
    
    
 
  
   
   
Auf einer Tafel wird auf den “alten Friedhof” verwiesen. Sollte es einen noch älteren geben???

Wir beschließen in den Ortskern von Rensekow zu fahren und tatsächlich: wir werden fündig!

Neben einer Kirchenruine stehen einige wenige erhaltene Grabkreuze.

Hier ein paar Bilder der Ruine:

   
    
 
Daneben lag im Gras dieses Becken, das sicherlich mal eine Bedeutung hatte:

   
Die Grabsteine/-Kreuze haben wir uns natürlich näher ansehen wollen.

   
    
    
    
    
    

  
  
  
   
  
    
  

Außerdem haben wir an wenigstens einem Hof noch Name und Jahreszahl ausmachen können: Wilke.


Im  Ort haben wir dann gefragt, ob es noch einen neueren Friedhof gäbe. Nein, das gäbe es nicht. Aber irgendwo müssen die Menschen doch beerdigt sein! Der nächste große Ort ist: Greifenberg! Also Karte raus, Friedhof finden (riesig!) und hinfahren. Greifenberg die Dritte.
Der Friedhof wurde ebenso gründlich “entdeutscht” wie man hier sagt. Nur zwei drei kleine Fundstücke könnten wir ausmachen und eine altes deutsches Grab, bei dem die Daten mit Zementputz überstrichen wurden ein neues Kreuz wurde rauf gepackt und somit bekam das Grab einen neuen Besitzer…

 
    

Also waren auch hier keine Spuren mehr zu finden.

Für den Rückweg nach Pustchow sind wir über Deutsch Pribbernow gefahren. Dort gab es nichts ansehnliches, sodass die Kamera in der Tasche blieb.

Dann kam der Abstecher nach Grandshagen, ehemaliger Wohnsitz der Urgrosseltern.

Der Ort ist klein und überschaubar. Der größte Hof ist vollständig und aufwändig saniert und mit übermannshohen, Blickrichtung Toren vor Blicken geschützt.

Die übrigen Höfe wirkten eher sanierungsbedürftig.

   

  
    
    
   
   
 
   
 Jetzt fehlte noch Zirkwitz in der Reihe. Laut Frau Galewski soll es dort 100 Eichen geben mit Schildern von alten Namen. Und eine Gedenkstätte für den Besuch von Bischof Otto um 1200 herum.

Wir haben an der Kirche angefangen- aber eigentlich waren wir schon an der Treppe zur Kirche traurig. Die Treppeneinfassung bestand aus geschliffenen Grabsteinen. Das Muster, welches die Steinmetze früher auf die Rückseiten gehauen haben, erkennen wir mittlerweile sofort!

   
 Weiter oben an der Kirche wurde mit diesen Steinen offenbar auch noch der Gehweg plattiert.

   
Sowas ist traurig und ich wüsste nicht, was man anderen Nationen bei so etwas vorwerfen würde. Grabsteine wegnehmen, daran haben wir uns hier als Anblick gewöhnt. Die Verwendung eines Grabsteins als Gehwegplatte widert uns an. (So etwas muss auch mal ausgeschrieben werden dürfen!)

Dementsprechend kurz fiel der restliche Besuch von Zirkwitz aus, über dessen fahlen Beigeschmack auch das hübsche Glockenspiel der Kirche zur vollen Stunde nicht hinweg helfen konnte.

Und das, obwohl mein Urgroßvater nach Erzählungen früher oft mit dem Motorrad nach Zirkwitz auf Besuch gefahren sein soll!

           

    

 
Mit diesem Gefühl war es Zeit für uns, die Tagesausfahrt zu beenden.

Auf dem Rückweg haben wir dennoch ein wenig Landschaft genossen.

   
 

Freude und Enttäuschung so nah beieinander (Dresow)

Wir haben unsere Suchnotiz in Justin (ich erinnere an den letzten “Ksero”-Bericht!) verteilt. Es ist erstaunlich wie verwinkelt ein Dorf sein kann. 

Aber: die wichtigen Häuser haben Post! 

  
Hoffen wir, dass vielleicht doch noch jemand aufgerüttelt wird. Nebenbei sind wir eher zufällig durch Knurrbusch gefahren. Der Ort ist klein aber sehr modernisiert, das spannendste war vermutlich das Ortsschild mit einer restaurierten Scheune dahinter.  

Außerdem wollten wir bei dem Aufgetürmten Berg alter Grabsteine an der Kirche von Groß-Justin schauen, welche sich noch lesbar machen lassen.

Auf ein Unschichten der Steine mussten wir ohne Genehmigung freilich verzichten. So konnten wir nur die Steine die “oben auf” lagen bearbeiten.

Da die jetzige Kirche von Groß Justin die ehemalige altlutherische Kirche war, dürfte es sich also vermutlich um deren Gemeindeangehörigen gehandelt haben.

   
    
    
    
    
    
    
   
Wir haben alle Steine abgebürstet und die Schrift mit Alufolie kopiert. So konnten wir auch schwierige Schrift wieder sichtbar machen.

Außerdem schwirrte mir noch der Bericht über den anderen alten Friedhof von Groß Justin aus 2010 im Kopf herum (zum Bericht). Nicht, dass nicht auch in Deutschland Friedhöfe entwidmet würden – das gibt es bei uns auch – aber Gebeine einfach irgendwo ablagern macht einen schon traurig und nachdenklich.

Von Groß Justin sind wir über eine alte Kopfsteinpflasterstrasse, die irgendwann besser als kopfsteinpflasterbefreite Buckelpiste besser zu beschreiben wäre, nach Dresow gefahren, denn hier wollte wir unsere Suchanzeige auch aushängen.

   
    
 
In Dresow habe ich einen zweiten Versuch unternommen, das Gut besichtigen zu dürfen.

Ich habe also vorne bei den Anwesenden zwei Männern am Eingang radebrechen vorgesprochen. Und – plötzlich waren alle ganz freundlich und erlaubten uns das Ansehen. Mit wilden Gesten erklärte man uns, dass im hinteren Teil ein Hund angebunden sei (er zeigte etwa kniehoch – tatsächlich war es ein ausgewachsener Schäferhund!) ubd wie wir drum herum laufen sollen. Toll!

Jetzt durften wir uns also auf dem Gut umsehen!

Wir sind zum Schloss hoch und konnten durch die Fenster nicht nur sehen, dass dort aufwändig an der Sanierung / Erhaltung gearbeitet wird. Der Stück ist teilweise noch erhalten, und auch ein alter Kachelofen.

   
    
    
 
Auch eine alte Kochstelle war von außen zu sehen.

  
Während wir noch so in der lost-Place-Stimmung schwelgen stürmt über den Hof eine wild gestikulierende Frau heran. Da wir am Eingang zum Hof unsere Suchanzeige abgegeben haben, denke ich noch ganz unschuldig, sie hat vielleicht Hinweise für uns. 

Weit gefehlt. Erst spricht sich mich auf Englisch an, dann etwas auf Polnisch. Als ich ihr antworte, dass ich das leider nicht verstehe, legt sie mal auf flüssigem Deutsch so richtig los. 

Wir wären schmutziges verlogenes Pack und könnten die Privat-Schilder nicht beachten. Das wäre in Deutschland auch verboten! Man solle die Polizei rufen wegen uns.

Wir haben ihr erklärt, dass wir extra gefragt hätten und der Mann uns noch den Weg um den Hund herum gezeigt habe.

Nun, das gab ihr noch neues Futter. Schließlich habe der Mann uns das ausdrücklich verboten den Hof zu betreten und “von Ihrer Sorte haben wir hier täglich welche”. Ihre Beschimpfungen nehmen neue Formen an und ich verzichte daher hier auf eine Wiedergabe.

Ich bin baff. Wir haben schließlich extra gefragt um in das Gutsinnere zu gehen, entlang der alten Stallungen etc. und der Mann hat uns gefragt, ob unser Opa zur Gutsherrenfamilie gehörte, was wir wahrheitsgemäß verneint haben. Ernte- und Schmiedehelfer sind nicht wirklich herrschaftlich.

Während der weibliche Orkan sich in immer dolleren Beschimpfungen über uns ergießt und sie unserer Erklärung keinerlei Glaube schenkt – wir dürfen nicht Mal ausreden -bemerke ich einen älteren Herren neben mir, der immer nur auf Deutsch “sei ruhig” zu ihr sagt. Und so geht die Frau dann auch -meckernd, moppend, beschimpfend. 

Ich bin immer noch entsetzt. Zu Unrecht als verlogenes, dreckiges Pack beschimpft zu werden, als Lügner und ohne Möglichkeit der Erklärung gilt wohl in allen Kulturen als mies. Egal ob in Polen oder Deutschland. 

Das war definitiv kein Beitrag zur Völkerverständigung und gespickt von tiefem Hass gegen Deutsche.

Der ältere Herr spricht dann ganz ruhig und freundlich mit uns. Das Gut gehöre einer GmbH. Er sei 1/3 der GmbH, die Frau und ihr Vater die anderen zwei Drittel. Er selbst sei im Westfälischen bei Ibbenbüren geboren und kam vor 20 Jahren nach Dresow. Da Deutsche in Polen nicht alleine Wirtschaften dürften, habe er im Vater der Dame (ursprünglich deutsche Familie, seine Mutter blieb nach dem Krieg in der Pommerschen Heimat In der Nähe der Bütower Berge) einen Kompagnon gefunden. Er habe das nötige Geld in die GmbH eingebracht. (An der Stelle können wir die Abneigung der Däne noch weniger verstehen… Könnte es doch sein, dass ihr ohne diesen Umstand vermutlich auch kein Gut anteilig gehören würde)

Heute habe die GmbH knapp 200 Stück Rinder für die Fleischproduktion und 450 Hektar Land.

Vorher habe das Gut wie viele andere Höfe einem Spanier gehört, der seine Bestände verringern wollte.

In der Zeit habe es auch eine norwegische Künstlerin am Hof gegeben. Von einer Künstlerin bei der man auf dem Gut Kaffee bekam bei einem Besuch hat auch ein Freund meines Grissvaters mir erzählt!

Das Wohnhaus am nördlichen Ende des Gutes stünde unter polnischer Treuhand, die das Haus bzw. die Wohnungen an Familien vermietet.

So gingen wir “klönend” wie man so sagt, zurück zur Hofzufahrt. Die Dame stand dort noch und meckerte noch einmal laut herum. Sie musste auch warten, denn der ältere Herr hatte den Autoschlüssel für das Auto in dem sie offenkundig mit ihm her gekommen war.

Von dem Herren haben wir uns freundlich verabschiedet, nochmals gedankt und sind dann gefahren.

Die Dame haben wir nicht beachtet – das war sie nach ihrem Betragen auch nicht mehr wert!

Tagesausbeute:

Ein netter Herr, der uns den Weg gewiesen hat, vorausgefahren ist und uns an der passenden Kreuzung mitten im Nirgendwo nochmals die Richtung zum Abbiegen angezeigt hat.

Ein netter Herr, der uns wirklich bei der Suche helfen wollte aber keine Zeit hatte und nur wenig Deutsch konnte.

Ein netter 84-jährigem Gutsteilhaber, der einiges erklärt hat.

Und als krönenden Abschluss eine jeder Beschreibung entbehrende Dame, der ich ob ihres ungehörigen Verhaltens auch jetzt noch gerne die Leviten lesen möchte.

Treptow/Rega die Zweite, Gummin, Gumminshof, Behlkow

Die Suchanfrage dürfte noch irgendwo eingelagerten Sachen meines Opas (wir geben die Hoffnung noch nicht auf!) musste noch kopiert werden. Ich wollte das Teil keinesfalls 100 mal von Hand abschreiben und dann im Ort verteilen!

Und das auf Polnisch. (Die Übersetzung stammt übrigens von einem polnischen Freund, der sich netterweise bereit erklärt hat, für die Exemplare, die wir vor Ort aushängen wollten, mit seiner Telefonnummer als Kontakt zur Verfügung zu stehen. (Hier können viel weniger Menschen Deutsch als vermutet!)).

  
Dazu muss man aber erst mal herausfinden, wie ein Copyshop in Polen heißt. Mit den gängigen Übersetzungen für Fotokopie konnten  wir in Google nichts finden.

Schließlich fand ich in einem privaten Weblog den Hinweis, dass man das im Volksmund nach den bekannten Hersteller Xerox “kseroksen ” bzw. “ksero ” nennen würde.

So fanden wir über Google ein Adresse in Treptow/Rega, sind hin gefahren und – den Laden gab es nicht mehr! Sch****!

Zu Fuß sind wir durch die Nachbarstrasse und da sehe ich ein kleines unschuldiges Schild “ksero” im Fenster. Bingo!

Der Mann war sehr nett, machte drei Probekopien und dann die gewünschte Qualität als Vervielfältigung. Zu durchaus deutschen Preisen übrigens (10 Cent pro Seite). Ich nehme an, das war der Tourismusaufschlag. Preislisten gab es keine.

Außerdem hat er den Text natürlich gelesen und wollte mir irgendwas mitteilen. Er konnte kein Deutsch, ich kein polnisch.

Mit einer anderen Kundin hat er dann diskutiert- ich konnte nur heraushören, dass es um unsere Suche ging (Suche, Opa, Frau und die Ortsnamen kriege ich hin…).

Nun denn, die Frau – gebürtige Tochter einer Deutschen aus Thorn – gab uns zu verstehen, wir müssten mit ihr zu einem Übersetzer gehen.

Obwohl wir keine Ahnung hatten, was nun übersetzt werden sollte, sind wir mit bis zu einem Wohnhaus. Dort hat die Dane mit jemanden diskutiert, uns erklärt wir müssten zur Frau Galinski und zwar sollten wir um fünf Uhr desselben Tages wieder kommen. 

Wir verstanden nur Bahnhof aber versprachen, pünktlich da zu sein.

Jetzt hatten wir noch ein paar Stunden Zeit und haben uns daher auf nach Behlkow gemacht, wo wir schon in Treptow sind.

Am Bahnhof entlang verlässt man Treptow östlich der Rega Richtung Süden. Der Weg führt über herrliche Alleen.

Behlkow war größer als gedacht, und es gab viele alte Hofgebäude.

   
    
    
    
    
    
    
 
An einem Haus könnten wir noch den Schriftzug eines alten Geschäftes “Fritz Radtke” entziffern.

   
   

Die Kirche ist von einer ungleichmäßigen Steinmauer umgeben. Erst auf den zweiten Blick konnten wir erkennen, dass insbesondere die rückwärtige Mauer aus deutschen Grabsteinen besteht!

   
    
 

Es macht einen schon traurig, das so anzusehen.

An einen Baum angelehnt stand ein einzelner Stein.

  
Die Kirche selbst ist gepflegt und zumindest durch ein Gitter einsehbar.

   
    
    
   

Es soll südlich von Behlkow noch einen weiteren Friedhof an der Straße Richtung Broicz geben. Von diesem haben wir aber erst später erfahren und ihn daher nicht besucht.

Auf dem Rückweg haben wir einen Zwischenstopp in Gummin gemacht.

   
    
    
    
    
   
In Gummin werden Kühe an der Straße am Strom- und Laternenmast angekettet…sehr ungewöhnlich ????

Wenn man schon in Gummin ist, ist Gumminshof auf dem Rückweg nicht weit (wir mussten ja um 17 Uhr zum Treffen in Treptow sein…). 

Gumminshof hat heute neben ein paar Betonbausünden kaum etwas schönes altes zu bieten. Die älteren Häuser entlang der Straße dürften allerdings der Jahrhundertwende entstammen.

   
    
 
Um 17 Uhr treffen wir in Treptow Frau Galinski. Frau Galewski ist nicht irgendwer, sondern das Deutsch sprechende wandelnde Geschichtsbuch von Treptow.

Sie lädt uns in ihre Küche ein. Was dann kommt, können wir jetzt noch nicht glauben.

Erstmal packt sie ein altes Einwohnerbuch von Treptow aus. Ich durfte nach Herzenslust darin blättern.

Dann erzählt sie so nebenbei, dass es zwar keine Kirchenbpcher von manchen Orten gäbe, aber dass das auch völlig egal sei. Weil die Unterlagen der Dörfer des Kreises im Standesamt Greifenberg wären. Und zwar immer die letzten 100 Jahre. Und das heißt: die Geburt von Opa (1922) und die Heirat seiner Eltern. 

Und dazu hat sie (natürlich) eine kleine Übersicht, welche Orte es im Archiv gibt!

   
 
Ich bin so geplättet! Suchen kann so einfach sein, wenn man weiß wie…

Dem nicht genug- Frau Galewski hätte Zeit und könnte nächster Tage mit uns nach Greifenberg fahren und übersetzen. Das wäre doch bestimmt einfacher für uns. Sie wäre schon mit anderen Forschern dort gewesen und kenne sich aus.

Wenn ich nicht gesessen hätte- ich hätte mich setzen müssen.

Dann schenkt sie mich noch ein Jahresheft des Geschichtsvereins Treptow-Greifenberg (auf Deutsch) das sie doppelt hat und ich kann mir zahlreiche Ortslagepläne verschiedener pommerscher Orte im Umkreis mit Namen der Höfe abfotografieren!

Frau Galewski verfügt auch über den Schlüssel zu einer Erinnerungsstätte wieder aufgestellter deutscher Grabsteine. Sie hat mit deutschen Nachfahren über Spenden die Gedenkstätte organisiert. 

   
    
    
    
    
    
    
    
    
    
    
   
Dazu erzählt sie uns, dass etwa 1968 in Polen der Befehl raus kam, alles sichtbar Deutsche zu beseitigen. Schriftzüge an Häusern mussten genauso übermalt werden, wie Grabstellen beseitigt. In  Gützlaffshagen/Zimdarse wurden alle Grabsteine in den Weiher neben dem Friedhof  geworfen. Erst vor wenigen Jahren wurden die Steine dort auf Geheiß des Pfarrers herausgeholt und würdig wieder aufgestellt!
Das Denkmal in Treptow befindet sich übrigens an der ehemaligen Leichenhalle an der Straße nach Klätkow, die heute als Griechisch-Orthodoxe Kirche genutzt wird.

  

Auf dem Weg in die Stadt zurück plaudert Frau Galewski über den alten Roggenspeicher, der jetzt unter Denkmalschutz steht und den niemand kaufen will, weil die Denkmalschutzauflagen eine Nutzung quasi unmöglich machen. Und dabe gäbe es den Speicher schon sein etwa um 1200 an der Stelle.

   
   
Und sie erzählt die Geschichte vom Pommerschen Hause, welches sich zwischen der Heilig Geist-Kirche (wird jetzt einmal im Monat russisch-orthodox genutzt) und dem Roggenspeicher auf der linken Seite in völlig baufälligem Zustand befindet. 

Früher gab es dort eine Bühne und Tanz. Einmal – nach dem Krieg – hätten die aus der heutigen Ukraine vertriebenen Familien (von denen durften in jede Stadt maximal 10 Familien; Treptow habe 20 bekommen, weil die Vorstadt als eigene Stadt galt) dort ein eigenes Silvesterfest abgehalten. In Treptow habe es damals viele Soldsten gegeben, die sauer waren, dass sie nicht mit feiern durften.

Sie stahlen aus der Kaserne 3 Rauchbomben und “räucherten” die Feier einfach aus. Der Bürgermeister sei sehr sauer gewesen und hat danach diese Feiern “unter seinesgleichen” verboten. Jeder solle zu solchen Feiern kommen können, egal ob Ukrainer, Pole oder Deutscher!

Die Ukrainer kriegten dann in der Nähe des Bahnhofes ein Gebäude als Kulturzentrum.

Ach Frau Galewski kann noch so viel mehr erzählen! Wir freuen uns auf das nächste Treffen und mehr Berichte aus der “alten Zeit”.

Kammin in Pommern

Kammin empfängt uns mit zig Baustellen und Umleitungen. Zahlreiche Kreuzungen werden offenbar “in einem Rutsch” in Kreisverkehre umgebaut. Nach einer großen Aussenschleife finden wir trotzdem zum Yachthafen am Bodden und los ging es.

Entlang der alten Stadtbefestigung laufen wir Richtung Dom. Von hier aus können wir schon den ehemals sonnenhellen, jetzt blassgelben Turm der Kirche der allerheiligsten Jungfrau Maria schauen.

Der Turm und die Turmfenster haben Schäden, die Windfahne hängt “auf halb acht”. Ein trauriger Anblick. Im Inneren wurde die Kirche mit Linoleum ausgelegt. Von vielleicht ehemaliger Pracht ihrer Erbauerzeit im 17. Jahrhundert ist leider nichts zu sehen.

   
    
 
Dahinter duckt sich fast der Kamminer Dom. Zur Zeit eingerüstet kündet dies zumindest Erhaltung des Bauwerkes an.

   
    
   
Die Aussenfassade ist frisch renoviert und sieht im unteren Teil schon wieder toll aus!

Die Kirche im Inneren ist gut erhalten, man kann sogar Führungen (auf Polnisch) erhalten. Der Dom schließt um 17 Uhr, für eine Besichtigung und/oder ein Gebet sollte man sich also früh entscheiden.

Außerdem kündet die wunderhübsche Orgel, dass sich auch ein Besuch der wöchentlichen Orgelkonzerte lohnen könnte. Die Termine finden sich am Aushang im Vorraum.

Im Dom empfiehlt sich auf jeden Fall die Besichtigung des Domschatzes (2 Zl pro Person). Zu sehen gibt es neben mitgebrachten Kirchengütern der “neuen” Bewohner von Kammin auch einige alte Schätze aus der Vorkriegszeit.

Besonders schön ist ein altes Fenster mit deutscher Inschrift und ein Chorgestühl mit altdeutscher Inschrift zur Nächstenliebe. Da Arne kein Sütterlin etc lesen kann, habe ich ihm die Inschriften vorgelesen. Da gab es ein paar erstaunte Blicke für uns und einige haben sogar versucht zuzuhören, was ich lese. Verstanden hat das vermutlich keiner.

   
    
    
    
 
Auch ein Besuch des einzigen nahezu vollständig erhaltenen gotischen Kreuzgang in Pommern sollte nicht ausgelassen sein!

Man erreicht ihn durch den Dom und dort durch den Seitenausgang (ebenso 2 Zl pro Person).

Im Kreuzgang wird das vor einigen Jahren reparaturbedürftige ehemalige Turmkreuz ausgestellt. Bei dessen Abbau fand man im Kreuz eine Hülse mit einer in Sütterlin geschriebenen Karte. Es wird der Ablauf des Kreuzbaues vor dem Krieg sowie die beteiligten Handwerker aufgelistet! Was für ein spannender später Fund.

   
    
 
Im Kreuzgang selbst finden sich alte Grabplatten mit deutscher Inschrift, ein Brunnen in einem leider gar nicht gepflegten Garten und vor allem eines: wunderbare Stille!

   
    
    
    
    
   
Natürlich haben wir auch die wunderbare Kirche nicht vergessen:

   
    
    
  Die Orgelkanzel – Bemalung auf der Unterseite

 
    
 
Neben dem Ausgang befinden sich rechts- und linksseitig alte Chorgestühle. Die Farbe wurde vermutlich entfernt, aber man kann alte lackierte Schriftzüge nachlesen mit Namen. Ich werde versuchen, die Bilder zu bearbeiten und lesbar zu machen.

Gegenüber vom Dom ist noch der alte Bischofssitz. Das darin befindliche Museum haben wir nicht besucht.

   
    
 
Entlang des weiteren Weges befinden sich bis auf seltene Ausnahmen neuere Häuser.

  
Schließlich gelangt man zum hüschen Rathaus.

   
    
 
Daran vorbei geht es zum letzten erhaltenen großen Tor der Stadt von ehemals fünfen – dem Wolliner Tor. Das Museum darin haben wir ebenso nicht besucht.

   
    
 

Noch einmal geht es an der Stadtmauer entlang für eine Pause mit Blick auf den Bodden.

   
   
 

Groß Justin die erste, zweite und …

Von Opa bzw einem seiner Jugendfreunde wussten wir, dass er bei einem Besuch Mitte der 90er in Justin an seinem alten Zimmer war. Die netten Keute hatten alle seine Sachen aufbewahrt und wollten sie ihm mit geben, was wegen des beengten Fahrzeuges mit dem er da war, leider nicht ging.

So wurde vereinbart, er könne das später abholen oder jemanden schicken.

Nun, 20 Jahre später wollten wir unser Glück versuchen, ob es die Sachen noch irgendwo gäbe.

Mit einer Übersetzung eines “Bettelbriefes” zu Informationen über unseren Opa ins Polnische haben wir uns auf nach Groß-Justin gemacht. 

Eine ältere Frau haben wir auf der Straße angesprochen, aber sind nicht weiter gekommen. Im örtlichen “Sklep” (kleiner Laden) durften wir den Zettel aufhängen.

Die Kirche war zu, aber auf dem Friedhof fanden wir einen Abraum-Berg, oben auf: alte deutsche Grabsteine und zu Oberst: Familie Stark! 

Wir wollen versuchen, in den nächsten Tagen einige Steine lesbar zu machen.

   
    
    
   
Dann setzte strömender Regen ein – nicht gut, um Passanten zu befragen.

Wir brauchten mehr Kopien, um diese ggf. in Briefkästen zu werfen oder auszuhängen.

Rafael wusste Hilfe und so konnten wir dank seiner telefonischen Vorankündigung in einem Hotel in Horst kopieren.

Da wir nun schon so weit ostwärts zum Kopieren waren, haben wir gleich einen Schwenk über Zedlin gemacht.

Ganz ruhig lag es da, mit einem wunderbaren Dorfplatz.

   
    
    
    
    
    
 
Eigentlich wollten wir von dort nach Groß Zaplin, aaaaber: das Navi kannte die Kurzstrecke nicht und die Bundesstraße nach Kammin über die das Navi wollte, war gesperrt. Zu allem Übel regnete es sich langsam ein.

Also sind wir mit den Kopien zurück nach Groß Justin, denn wir wollten zum Sonntag unbedingt noch ein Exemplar an der Kirche aushängen.

Ein Exemplar an den örtlichen “Aushang-Baum”, eines an den zweiten Einkaufsmarkt, eines an die Bushaltestelle, eines an die Kirchenaushangwand.

Und: wir treffen den Priester! Was für ein Glück. Nicht nur, dass er wahnsinnig freundlich und lebendig war, er kannte vor allen Dingen

A) die alte Schmiede und

B) jemanden im Ort, der gut Deutsch spricht, und uns helfen würde

Also sind wir zu unserer neuen Helferin namens Wanda, haben ihr alles erklärt und ja tatsächlich ist sie mit uns zur Schmiede gegangen.

Die neuen Bewohner waren sehr freundlich und hilfsbereit und man hat extra noch die alte Oma der Familie hinzu geholt. Von einer Kiste mit Sachen meines Opas die Mitte der 90er dort noch für ihn aufbewahrt wurde und auf Abholung warte, wusste man aber leider auch nichts.

Von einer Nachfahrin der Gutsherren Von Brockhusen wusste ich zudem noch, dass die beiden bekannten Schmiede im Dorf und am Gut beide nicht “Wilhelm STARK” hießen. Und nun erzählen die Damen, dass es noch so eine Art Werkstatt gab, in der auch geschmiedet wurde. Gar nicht weit!

Aber wir sollten zur Sicherheit vorher noch mal den ganzen Schmiedehof fotografieren, schließlich wüsste man nicht, was wir noch herausfinden würden!

   
    
   
Unsere Helferin Wanda ist mit und auch noch zur alten Werkstatt gelaufen. 

Das Haus ist komplett renoviert, das Dach aufgestockt in jüngerer Zeit. Wenn dort noch etwas war, dürfte es jetzt fort sein…

 Lage der alten Werkstatt in Groß Justin



Wanda war so lieb zu uns! Wir haben uns noch lange unterhalten, Adressen ausgetauscht und eine Einladung auf Kaffee und den nächsten Urlaub bei ihr am Hof erhalten. Ich freue mich auf den Briefwechsel.

Sie will sich auch noch mal im Ort umhören und dem örtlichen Facebook- und Geschichtsverwalter meine Erreichbarkeit geben. Mehr als man erwarten darf.

Von ihr haben wir übrigens auch erfahren, dass der Grabsteinberg auf dem Friedhof bestimmt schon seit 20 Jahren so liegt!

Sie kennt übrigens auch noch nachkommen der Familie Fährmann/Fehring. Und Bruss/Brutz/Buth (sehr undeutlich gesprochen) haben früher in ihrem Haus gewohnt