…. die Nachlese!
Gestern haben wir La Traviata im Essener Aalto Theater genießen dürfen. Kurzfristig hatten wir noch günstige Karten erstehen können und uns sehr darauf gefreut. Das Theater als solches ist mit seiner stilvollen, schlichten Architektur nach wie vor einfach nur eine Augenweide.
Mit der kostenlosen Tiefgarage, von der aus man direkt in das Theater-Foyer gelangt, ist es an Pluspunkten für die Luxusanreise kaum zu übertreffen.
Was die Inszenierung betrifft, nun, da kann man geteilter Meinung sein.
Die Musik war einfach nur zum Träumen. Und Augen schließen. Zumindest für den Beginn der Inszenierung auch eine Gute Alternative zum Betrachten der Bühnendarbietung. Denn die enthält alles, was die Aufführung nicht Kindertauglich werden lässt. Laszive Liebespiele, gleich welcher Art. Mann mit Frau, Frau mit Mann, Mann mit Mann, Gruppen, Nackte (und zwar ganz Nackte!). Erschlossen hat sich mir nicht, ob es in der heutigen Zeit noch sein muss, ein ausschweifendes Leben der Vergangenheit durch schlichte Nacktheit zu präsentieren. O.K., die Darsteller waren unstreitig körperlich nett anzusehen – aber hallo? Wir leben in der Neuzeit. In der Zeit des Ballermann, des Oben-Ohne-Sonnenbadens, der gemischten Saunen und der Pay-TV-Sender. Heutzutage kann man mit Nacktheit doch keinen mehr entrüsten oder einen Theater-Skandal für die eigene Pressearbeit inszenieren!
Im übrigen hatte man beim Baron Douphol das Gefühl, man hat einen Bariton aus der Reihe des Ensembles gezogen und zur Nebenrolle in der Bühnenmitte gemacht. Der Arme ging wirklich aber auch gänzlich unter. Dafür waren Violetta, Alfredo und Giorgio absolut überzeugend!
Und so versöhnt der gesangliche Genuss und die Leistung des Orchesters mit der Zumutung für die Augen.
Hach, was waren das noch Zeiten, als Opern und Operetten noch echte Kostümfeste waren!