Groß Justin (Gostyn)

Geschichte
Groß-Justin liegt etwa 15 Kilometer nordöstlich von Cammin und nur wenige Kilometer südlich des Küstenortes Poberow (Pobierowo).
Der Ort wird im 14. Jahrhundert erstmalig erwähnt. Später befand sich der Ort ab dem 15. Jahrhundert bereits im Lehen des Adelsgeschlechtes “Von Brockhusen”.

Dem Ort selber wurden unter Anderem noch die Wohnplätze Auf der Heide,Knurrbusch und Johannistal zugerechnet.

Bis 1945 gehört der Ort aufgrund seiner Lage zum Kreis Cammin.

Bereits im 19. Jahrhundert gab es einen hohen Anteil von Altlutheranern in Groß-Justin. So verwundert es kaum, dass es im Ort zwei Kirchen gab:
– heute noch erhalten und als katholisches Gotteshaus genutzt ist die ehemalige altlutherische Kirche
– die evangelische Kirche wurde abgerissen, sie befand sich im Ortskern.

Ahnenforschung in Groß-Justin: 
Für den Ort sind keine Kirchenbücher erhalten geblieben. Sie gelten seit 1945 als verschollen. Zur Gemeinde gehörten die Orte Groß Justin, Damerow, Klein Justin, Knurrbusch, Redlingsfelde/Aschersruh, Riebitz und Zoldekow sowie das in der Nachbarschaft befindliche Dresow, welches bereits zum Kreis Greifenberg gehört.

Einen Ansatzpunkt bietet allerdings das erstellte Ortsfamilienbuch unter http://www.online-ofb.de/gross_justin/.

Groß-Justin damals
Die alte lutherische Kirche ist leider nicht erhalten geblieben. Zunächst ausgeplündert in den Kriegswirren, verfiel die Kirche nach dem Krieg, bis sie schließlich abgerissen wurde. Heute erinnert eine Marmorplatte im Vorraum der erhaltenen ehemalig altlutherischen Kirche an das zweite Gotteshaus des Ortes. Einen Eindruck über Ihr Aussehen geben die folgende erhaltenen Bilder wieder:

Bildquelle: http://www.online-ofb.de/gross_justin/

Bildquelle: http://www.online-ofb.de/gross_justin/

Bildquelle: Facebook-Gruppe Gostyn; https://scontent-fra3-1.xx.fbcdn.net/hphotos-xtp1/v/t1.0-9/1461667_1421874614708996_843952440_n.jpg?oh=32676086470b857e3002a40979cdb7af&oe=564E9924

Die früher noch vor der ehemals altlutherischen Kirche befindliche Schule ist mittlerweile auch nicht mehr vorhanden, sodass der Blick auf das jetzt katholische Haus geöffnet ist.

Bildquelle: Facebook-Seite Gostyn (https://www.facebook.com/gostyn.szczecinski?fref=photo)

Bildquelle: Facebook-Seite Gostyn (https://www.facebook.com/gostyn.szczecinski?fref=photo)

Blick vom heute katholischen Friedhof auf die ehemals altlutherische Kirche:

Bildquelle: Facebook-Gruppe Gostyn; https://www.facebook.com/gostyn.szczecinski?fref=photo

 

Groß Justin später und heute
Der alte Friedhof rund um die lutherische Kirche verfiel ebenso zusehends. Noch Ende der 90er Jahre konnten man allerdings die aufgetürmten Grabsteine sehen.

Bildquelle: http://www.cammin-pommern.de/Kirchspiel%20Gross-Justin.htm

Als das Grundstück im Juni 2010 an einen “Investor” verkauft wurde, hat dieser kurzerhand das Grundstück mit Baggern bearbeiten lassen. Planmäßig sollte an dieser Fläche ein Gasthaus sowie Ferienhäuser entstehen. Die zuständigen örtlichen Behörden sahen in dieser geschichtsträchtigen Nutzungsänderung zunächst keinerlei Probleme.

Die Anwohner des Ortes waren entsetzt und haben die in der Region außerhalb der Sommersaison nur schwach vertretene Polizei um Hilfe gebeten. Leider konnte nicht mehr verhindert werden, dass ein großer Teil der ausgebaggerten Gebeine im nahegelegenen (Bade-)Ort Pobierowo (ehemals Poberow) auf einer wilden Müllkippe abgeladen wurden.

Zwar ermittelte seinerzeit die Polizei zum Vorgang eine Ergebnis ist aber nicht mehr öffentlich geworden. Einzelne Gebeinreste wurden durch die Anwohner mittlerweile in zwei Grabstellen auf dem Friedhof der mittlerweile katholischen Kirche bestattet. Diese sind zu finden, indem man den Friedhof vom Parkplatz (nicht vom Kirchhof aus!) durch das Tor betritt und gleich rechts am Zaun entlang geht. Es handelt sich um Erdhügelgräber mit Holzkreuzen!

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Die Grabstellen bevor und nachdem wir sie ein wenig gepflegt haben.

Seit dem Debakel um die wilde Entsorgung der Gebeine liegt das Grundstück und damit das Bauvorhaben brach in der Ortsmitte, gegenüber der Straße nach Schwirsen (Swierzno).

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In alten Plänen ist darüber hinaus auch ein weiterer Friedhof an der Straße Richtung Schwirsen eingezeichnet. Anwohner haben uns davon erzählt, dass dieser Friedhof kurz nach dem Krieg noch existiert habe. An der Stelle an der sich damals wie heute ein kleiner Kastanienwald befindet, konnte wir leider keine Überreste mehr feststellen.

gr_justin_ortsplan

Bildquelle: Facebook-Gruppe Gostyn; https://www.facebook.com/gostyn.szczecinski?fref=photo // oben rechts: ehem. altluth. Kirche m. Friedhof Kreis: ehem. luth. Kirche m. Friedhof unten: Friedhof (Konfession unbekannt)

Groß-Justin vor dem Krieg:  rot: alte Werkzeugmacherei gelb Punkt: alte (Dorf-)Schmiede [es gab eine zweite auf dem Gut!], direkt daneben befand sich die Molkerei grün: altlutherische Kirche blau: lutherische Kirche türkis: Friedhof

Groß-Justin vor dem Krieg:
rot: alte Werkzeugmacherei
gelb Punkt: alte (Dorf-)Schmiede [es gab eine zweite auf dem Gut!], direkt daneben befand sich die Molkerei
grün: altlutherische Kirche
blau: lutherische Kirche
türkis: Friedhof


Auch auf dem ehemaligen altlutherischen Friedhof sind noch alte Grabsteine auffindbar. Ob es sich dabei um Fundstücke aus 2010 handelt, die dort in einer Ecke des Friedhofes abgeladen wurden oder um ehemals altlutherische Gräber, konnte uns vor Ort leider niemand mitteilen.
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Einige Grabsteine konnten wir lesen bzw. die Schrift sichtbar machen (siehe auch Daten unter “Zufallsfunde” am Ende dieses Berichtes!):
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Das ehemalige Herrenhaus wurde äußerlich gut erkennbar aufwändig saniert und wird heute als Schule genutzt.

Bildquelle: Facebook-Gruppe Gostyn; https://www.facebook.com/gostyn.szczecinski?fref=photo

Bildquelle: Facebook-Gruppe Gostyn; https://www.facebook.com/gostyn.szczecinski?fref=photo

Bildquelle: Facebook-Gruppe Gostyn; https://www.facebook.com/gostyn.szczecinski?fref=photo

Wer sich für die detaillierteren Berichte über unsere Besuch in Groß-Justin interessiert, der folgt bitte diesen Links: 
Freude und Enttäuschung so nah beieinander (Dresow)
Groß Justin die erste, zweite und …
Zwei letzte Gräber in Groß Justin (Gostyn)

Tipp:
Wer über ein Facebook-Account verfügt sollte unbedingt die Bilderseite des Ortes besuchen. Dort werden liebevoll alte aufgefundene Bilder, Ortspläne aber auch Collagen “vorher-nachher” vom selben Ort bereit gestellt. Ein wirklich lohnenswerter Besuch!
https://www.facebook.com/gostyn.szczecinski?fref=photo

Zufallsfunde:
Folgende Namen und Zuordnungen habe ich im Rahmen der Suche zufällig entdeckt:
– Hindenburg-Apotheke Groß Justin, Inhaber H. Beyer (es gab eine Filiale in Dievenow)
– Hindenburg-Apotheke Groß Justin, Inhaber O. Brenning
– Grabstein: “Hier ruht in Gott unser liebes Söhnchen & Brüderchen Lothar ZUBKE, *26.12.1938, +29.7.1941”
– Grabstein: “Hier ruht in Gott Anna LAATSCH aus Riebitz, *3.6.1892, +2.3.1938. Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn.”
– Grabstein “Hier ruht in Gott unsere liebe Mutter Emilie HEUER geb. KÖPSELL aus Knurrbusch. *3.1.1856, +26.4.1938”
– Grabstein “Hier ruhen in Gott: Wilhelm STARK1.5.1863, +30.5.1938; Bertha STARK geb. ARNDT, *26.3.1859. Ap.Gesch.14.22”

Quellen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Gosty?_(?wierzno)
[2] http://gemeinde.gross-justin.kreis-cammin.de
[3] http://www.online-ofb.de/gross_justin/
[4] https://jungefreiheit.de/politik/ausland/2010/gebeine-toter-deutscher-auf-muellkippe-entsorgt/
[5] https://phinau.de/jf-archiv/archiv10/201030072324.htm
[6] http://www.cammin-pommern.de/Kirchspiel%20Gross-Justin.htm
[7] https://www.facebook.com/gostyn.szczecinski?fref=photo

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